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Urologie

Bisweilen ein steiniger Weg

Erkrankungen der oberen und unteren Harnwege sind häufig schwer zu therapieren. Langjährige Erfahrung, sorgfältige Anamnese, exakte Diagnosestellung und modernste Therapiemöglichkeiten führen meist dennoch zum Erfolg.

Unsere Behandlungsschwerpunkte

1. Untersuchung auf Erbkrankheiten

Viele Rassehund-Vereine bemühen sich um eine Gesunderhaltung ihrer Tiere. Beim gehäuften Auftreten von Erkrankungen gehen sie gezielt mit Untersuchungen dagegen vor. Wir unterstützen diese Untersuchungen der zur Zucht verwendeten Tiere oder ihrer Nachkommen mit unserer Fachkunde und sind für folgende Untersuchungen zertifiziert:

  •  Sonographische Untersuchungen auf ektopische Harnleiter
  • Sonographische Untersuchung auf PKD (Polycystic Kidney Disease)

2. Therapie der Harninkontinenz

Der unbewusste Verlust von Urin tritt bei Hunden nicht selten auf. Für Tier und Halter kann dies zur schweren Belastung werden – und aufgrund aufsteigender Infektionen Gesundheit und Leben des Patienten gefährden. Harninkontinenz kann viele Ursachen haben. Es gibt angeborene Formen, die insbesondere bei einigen Hunderassen auftreten. Am häufigsten aber ist Inkontinenz bei Hündinnen als Spätfolge der Kastration zu beobachten.

Eine Funktionsschwäche der Harnröhre lässt sich nicht einfach sicher nachweisen. Im Rahmen der Untersuchung wird nach anatomischer Veranlagung gesucht, andere Ursachen werden ausgeschlossen. 

Die erworbene Harninkontinenz kann mit Medikamenten (Ephedrin, Phenylpropanolamin, Östriol oder GnRH Analoga) therapiert werden, die meist zunächst gut helfen und relativ harmlos sind. Bei Nebenwirkungen oder Verlust der Wirksamkeit kommen folgende Methoden zur Anwendung:

Endoskopische Injektion von Bioimplantaten in die Harnröhrenschleimhaut

Sehr wenig belastend für den Hund – in Ausnahmefällen auch bei der Katze angewendet – ist dies eine komplikationsfreie Methode, um den passiven Harnröhrenwiderstand zu erhöhen. Diese Behandlung hat viele Vorteile, ist aber leider nur in circa 60 Prozent der Fälle auch langfristig erfolgreich: Maximal wurde eine Wirkung von vier Jahren beobachtet, gemittelt können um die anderthalb Jahre erwartet werden. Die Behandlung unter Verwendung von Kollagen, Teflon, Keramik oder Hyaluronsäure / Dextranomer kann allerdings ebenso schonend wiederholt werden. Für diese Behandlung ist kein Klinikaufenthalt erforderlich.

Kolposuspension

Bei jüngeren Hündinnen empfehlen wir die Kolposuspension. Dabei wird die Vagina mittels Haltenähte am Schambeim in eine Position gebracht, bei der eine optimale Druckübertragung für den Harnröhrenverschluss erzielt wird. Seit einigen Jahren führen wir diese Operation auch zur Prävention bei Hunden mit einem hohen genetischen Risiko (Beckenblase) bereits während der Kastration durch. Die Methode wurde lange Zeit auch bei Menschen angewendet, ist nur gering invasiv und hat wenig relevante Komplikationen. Auch hier liegt die Grenze in der Erfolgsrate, die ebenfalls nur bei circa 60 Prozent liegt. Die Methode erfordert einen kleinen Schnitt in der Leistenregion. Wir empfehlen, die Hunde erst nach erfolgreichem Harnabsatz am Tag nach der Operation abzuholen. 

Künstlicher Schließmuskel aus Silikon (Hydraulischer Okkluder)

Eine relativ neue Methode und eigentlich sehr vielversprechend. Falls aber Komplikationen auftreten, können diese sehr schwerwiegend sein. Trotzdem bietet der künstliche Schließmuskel in schweren Fällen (vor allem bei Rüden) die beste Aussicht auf Erfolg. Eine Silikonmanschette wird um die Harnröhre gelegt und ist mit einem sogenannten Port verbunden. Am Schenkel unter der Haut platziert, wird über den Port ermöglicht, per Injektion von außen die Füllung der Manschette an die Bedürfnisse des Hundes anzupassen. Wegen der Materialkosten von fast 500 Euro ist dies die teuerste Methode. Die Tiere sollten solange in der Klinik bleiben, bis ein ungestörter Harnabsatz garantiert werden kann. In der Regel ist dies innerhalb von zwei Tagen der Fall.

Vasopexie beim Rüden

Dieser Eingriff kann durch minimal invasive Chirurgie sehr schonend ausgeführt werden, hat aber leider nur eine geringe Erfolgsrate (circa 30 Prozent). Trotzdem kann diese Maßnahme bei jungen inkontinenten Rüden mit anatomischer Veranlagung ohne Risiko und nennenswerte Komplikationen sinnvoll sein.

3. Therapie des Harnröhren- oder Harnleiterverschlusses

Harnröhren-Stent

Spezielle Stents, nur für die Tiermedizin produziert, gibt es von Infiniti Medical aus Kalifornien. Patienten, bei denen wir diese Stents eingesetzt haben, litten in der Regel unter Tumoren in der Harnröhre. Aber auch bei Narben in der Harnröhre (Strikturen) konnten Stents erfolgreich eingesetzt werden. Ein Stent wird unter Röntgenbegleitung über die natürlichen Öffnungen eingebracht und an entsprechender Stelle freigesetzt. Bei der Behandlung von Strikturen kann es zu leichten Blutungen als Komplikation kommen. Bei Tumoren ist ein Stent als Palliativmaßnahme gedacht und erspart das unangenehme Einbringen von Kathetern. Bei circa 25 Prozent der behandelten Patienten tritt allerdings nachfolgend eine Harninkontinenz auf.

Harnleiter-Stent

In einigen Fällen kann es – vor allem bei Katzen – zu einem Verschluss der Harnleiter kommen, die den Urin von der Niere in die Harnblase ableiten. Meistens sind es Calciumoxalatsteine, die einen Verschluss verursachen. Auch die chirurgische Entfernung der Harnsteine bietet neben dem hohen Risiko von Komplikationen nicht immer eine vernünftige Lösung. Es bleiben nach Entfernung der Steine Gewebeveränderungen, die den Harnabfluss behindern. Zu erkennen ist dies am erweiterten Nierenbecken und an der Erhöhung der Nierenwerte im Blut. Auch hier kann ein als Harnleiter-Stent bezeichneter Katheter genutzt werden, der zwei Schweineschwanzähnliche Enden hat (Pigtail) und durchlaufend perforiert ist.

Laserlithotripsie

Die Zertrümmerung von Harnsteinen ermöglicht die schonende Entfernung von zerkleinerten oder pulverisierten Harnsteinen auf natürlichem Wege. Mit Hilfe der Endoskopie wird eine Faser mit einem Durchmesser von unter 1 mm in die Harnwege eingeführt. Ein Holmium-Laser erzeugt gepulste Laserstrahlung. Mit einer Wellenlänge von 2080 nm bei einer Frequenz von 6-8 Hz und einer Energie von 0,5 - 0,8 J wird der Harnstein bei Kontakt mit der Laserfaser zerstört. Sobald die Harnsteinfragmente klein genug sind, können sie mit einer speziellen Fangschlaufe herausgezogen oder herausgespült werden.

Die Methode ist in der Urologie bei Menschen schon länger sehr gebräuchlich. In den USA hat sie sich bereits auch bei Hunden und Katzen sehr bewährt. In Europa sind bisher nur sehr wenige Tierkliniken mit der nötigen Apparatur ausgestattet.

Die Vorteile der Methode sind naheliegend: Es ist kein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, Schmerzen und Unwohlsein werden vermindert, mögliche Komplikationen der Chirurgie vermieden. Vor allem in der Harnröhre eines Rüden lokalisierte Steine, die oft zu dramatischen Zuständen führen und deren chirurgische Entfernung viele unangenehme Konsequenzen hat, können mit der Laserlithotripsie unkompliziert entfernt werden. Die Tiere bzw. deren Harnröhre müssen allerdings eine gewisse Größe haben. Die behandelten Tiere können direkt nach dem Eingriff aus der Klinik nach Hause entlassen werden.

4. Tumorerkrankungen des Urogenitaltraktes

5. Feline Lower Urinary Tract Disease

FLUTD ist der Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des unteren Harntrakts der Katze, also von Blase und Harnröhre, die mit Schwierigkeiten und Schmerzen im Harnabsatz einhergehen. Betroffen sind in der Regel reine Wohnungskatzen, auch Tiere in Mehrkatzenhaushalten gelten als anfällig. Übergewicht (insbesondere bei kastrierten Katern), Bewegungsmangel, die Fütterung mit (überwiegend oder ausschließlich) Trockenfutter sowie Stress erhöhen das Krankheitsrisiko weiter.

Sehr häufig liegt FLUTD eine sterile Blasenentzündung unbekannter Ursache (vermutlich stressbedingt) zugrunde, aber auch „Blasengrieß“ (Harnkristalle) ist oft für schmerzhafte Harnwegsentzündungen verantwortlich. Seltener sind bakterielle Blaseninfektionen die Ursache.

Erkrankte Tiere leiden unter starken Schmerzen. Sie zeigen ständigen Harndrang bei tröpfelndem und auch blutigem Urinabsatz. Letztendlich kann es durch Blasengrieß, Entzündungszellen oder einem Krampf zu einem völligen Verschluss der Harnröhre kommen, hauptsächlich beim Kater. Dies führt über die Ansammlung harnpflichtiger Stoffe im Organismus zu einem lebensbedrohlichen Zustand.

Die Behandlung ist abhängig von Ursache und Schwere der Erkrankung:

  • Bei milderen Formen genügt eine intravenöse Infusionstherapie, um die Harnwege zu spülen und die Nierenwerte zu normalisieren. Außerdem erhalten die Tiere entzündungshemmende Medikamente. Hat ein Spasmus zur Blockade der Harnröhre geführt, verabreichen wir entsprechende Muskelrelaxantien. Bei bakteriellen Infektionen werden zusätzlich Antibiotika, bei Harnkristallen spezielle Diäten und Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt.
  • Liegt ein Harnverschluss vor, wird dem Tier unter Narkose ein Harnkatheter gelegt, um die Blase zu entleeren und zu spülen. Der Katheter wird so lange in der Harnröhre belassen, bis sich die überdehnte Blasenwand wieder entspannt hat, der Patient eigenständig Harn absetzen kann, und der Urin makroskopisch unauffällig ist.
  • Bei schwereren Verlaufsformen und Rezidiven hilft letztlich nur ein chirurgischer Eingriff (eine so genannte Penisamputation), um die Gefahr erneuter Rückfälle und möglichen Nierenversagens zu minimieren.

Leider bleibt die Rezidivgefahr dieser Erkrankung, vor allem bei idiopathischen Blasenentzündungen, sehr hoch. Deshalb kommt es hier vor allem auf den Katzenhalter und ein entsprechendes Management zu Hause an.

Dieses Management beinhaltet folgende Maßnahmen:

  • Steigerung der Trinkmenge: mehrere Trinkstellen, Trinkbrunnen …   
  • ungestörter Fressplatz: mehrere Fressplätze …
  • Futterumstellung: Nassfutter, spezielle Diäten …
  • Gewichtsreduktion: Bewegung, Klettermöglichkeiten …
  • Hygiene: mehrere Katzenklos (Anzahl Katzen plus Eins) …
  • Stressreduktion: sichere Rückzugsorte …

Unsere Spezialisten für Urologie

Rafael Nickel

Rafael Nickel

Rafael Nickel Prof. Dr. med. vet., Ph. D.
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Martina Lütje

Martina Lütje

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