Dauertropfinfusion
Infusionen gehören nicht nur in der Humanmedizin zu den wichtigsten Maßnahmen, um den Körper mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Auch in der Veterinärmedizin ist die Infusion für Tiere eine wertvolle Behandlungsmethode, die erheblichen Einfluss auf den Gesundheitszustand des Tieres hat.
Gründe für die Infusionstherapie
- Flüssigkeitszufuhr und Ausgleich von Flüssigkeitsdefiziten
- Elektrolyttherapie
- direkte und/oder kontinuierliche Versorgung mit Medikamenten
- Volumenersatztherapie
- Versorgung mit Mikro- und Makronährstoffen
Verabreichungsmethode
Bei der intravenösen Infusion wird die Infusionslösung über eine Kanüle oder einen Venenkatheter in die peripheren oder Hohlvenen des Körpers eingeschleust. Unterschieden wird hierbei zwischen zentralvenösen Zugängen (Nutzung einer großen, herznahen Vene) und periphervenösen Zugängen (Nutzung der Extremitätenvenen).
In der Regel wird an einer Gliedmaße das Fell Ihres Haustieres geschoren und die Einstichstelle desinfiziert, damit keine Bakterien hineingelangen können. Dann wird mit einem Venenkatheter ein venöser Zugang gelegt. Der Venenkatheter wird mit einem speziellem Klebeband fixiert, damit diese nicht mehr aus dem Blutgefäß herausrutschen kann und mit einem Polsterverband geschützt. In regelmäßigen Abständen wird ein frischer Zugang gelegt.
Steuerung der Infusion
Durch den Einsatz von Infusionspumpen ist eine sehr konstante und große Dosiergenauigkeit erzielbar.
Sauerstofftherapie
Ziel der Sauerstofftherapie ist es, den Atemnotpatienten zu stabilisieren - häufig auch schon bevor mit der eingehenden Diagnostik zu Lokalisation der Atemnot begonnen werden kann. Es gibt eine Reihe verschiedener Techniken und Möglichkeiten, den Patienten Sauerstoff anzubieten (Flow By, Maske, Sonde, Trachealkanüle).
Auf unserer Station arbeiten wir mit Sauerstoffboxen, um den Stress für den Patienten auf ein Minimum zu reduzieren. Der Patient sitzt in einer dicht verschlossenen Box, die mit Sauerstoff gefüllt wird. Unsere Sauerstoffboxen sind mit einer Sauerstoff-, Kohlenstoffdioxid-, Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung ausgestattet. Dies ermöglicht eine langfristige Therapie, z.B. bei Patienten mit Blutarmut oder Herzinsuffizienzen.
Bluttransfusion
Eine Bluttransfusion ist angezeigt bei akuten schweren Blutungen oder auch schwerer Blutarmut aufgrund beispielsweise Infektionskrankheiten. Es gibt in der Tiermedizin keinen absoluten Parameter, der die Behandlung durch eine Bluttransfusion anzeigt. Eine Bluttransfusion richtet sich vielmehr nach dem klinischen Bild. Denn chronisch anämische Tiere tolerieren meist einen sehr viel niedrigeren Hämatokrit als Tiere, die akut bluten.
Bei jeder Transfusion besteht das Risiko für Transfusionsreaktionen, da auch Hunde und Katzen verschiedene Blutgruppen haben. Tatsächlich ist eine Ersttransfusion ohne Blutgruppenbestimmung möglich. Im Notfall kann einer Katze sogar einmalig Hundeblut verabreicht werden. In diesen Fällen kommt es zwar innerhalb von vier bis sieben Tagen zu Auflösung des fremden Blutes anstatt der bestenfalls 30 Tage bei passender Blutgruppe. Aber im Einzelfall kann dies lebensrettend sein und die Zeit überbrücken bis passendes Blut zur Verfügung steht.
Um diese Situation aber möglichst zu vermeiden haben wir seit geraumer Zeit eine eigene Blutbank. Im Notfall können wir damit schnell eine Bluttransfusion mit passendem Blut durchführen. Außerdem führen wir mittels Schnelltests immer eine Blutgruppenbestimmung durch.
Wie auch Ihr Tier zum Lebensretter werden kann, erfahren Sie unter Blutspende.
Künstliche Ernährung
Eine akute Fehlernährung kann neben dem verringerten Wohlbefinden der Tiere zu einer eingeschränkten Immunkompetenz, schlechten Wundheilung, erhöhten Neigung zur Sepsis sowie einer Schwäche der Herz-, Skelett- und glatten Muskulatur führen.
Ist eine Fütterung von Hand nicht möglich, haben wir folgende Methoden:
Enterale Fütterung
- Nasen-Schlund-Sonde:
Vorteile sind, dass diese Sonde ohne Anästhesie gesetzt werden kann und normalerweise gut toleriert wird. Kontraindikationen sind jedoch Schädel-Hirn-Traumata oder andere Pathologien mit erhöhtem intrakraniellen Druck.
- Ösophagus-Sonde:
Bei der Ösophagus-Sonde wird en dünner Schlauch in die Speiseröhre Ihres Tieres gelegt, der kurz vor dem Mageneingang endet. Auch diese Sonden werden üblicherweise gut toleriert, hier ist zum Setzen jedoch eine Anästhesie notwendig.
- Magen-Sonde:
Diese Sonden werden ebenfalls unter Anästhesie chirurgisch oder perkutan endoskopisch gesetzt und werden gut toleriert. Die Größe kann so gewählt werden, dass sogar püriertes Dosenfutter verabreicht werden kann.
- Jejunal-Sonde:
Eine Indikation für das Setzen einer Jejunal-Sonde ist dann gegeben, wenn zwar der Dünndarm funktional ist, aber die Fütterung über den Magen unmöglich oder kontraindiziert ist. Es kann nur Flüssignahrung verabreicht werden kann.
Parenterale Fütterung
Bei manchen Kleintierpatienten bleibt keine andere Wahl als die parenterale Ernährung. Dabei wird der Verdauungstrakt weitestgehend umgangen und Flüssigkeit und Nährstoffe über das Gefäßsytem zugeführt. Die Methode ist indiziert, wenn der Magen-Darm-Trakt nur unzureichend Nährstoffe verdauen und absorbieren kann oder wenn aus internistischen oder chirurgischen Gründen eine komplette Ruhigstellung des Magen-Darm-Traktes nötig ist.
Künstliches Koma
Bei unstillbaren Krämpfen (z.B. bei Epilepsie, Schädel-Hirn-Trauma, Vergiftungen) kann es nötig werden, eine allgemeine Anästhesie einzuleiten und über mehrere Stunden bis hin zu Tagen aufrechtzuerhalten.
Diese Patienten werden wie unsere „normalen“ Narkosepatienten in Narkose intensiv überwacht. Kontrolliert werden Anästhesietiefe, Sauerstoffsättigung, Herz-, Puls und Atemfrequenz sowie die Körperinnentemperatur.
Hinzu kommen intensive pflegerische Maßnahmen. Das heißt die Tiere bekommen alle zwei Stunden Augensalbe, sie werden alle vier Stunden gewendet etc. Natürlich wird auch der Flüssigkeitshaushalt über Dauertropfinfusionen reguliert und – wenn nötig – künstlich Nahrung zugeführt.