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Nuklearmedizin

Diagnostik und Therapie dank Radioaktivität

In der Humanmedizin spielen die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie eine wichtige Rolle. Wir sind dankbar als eine sehr weniger Tierkliniken in Europa, diese Möglichkeiten auch unseren Tierpatienten bieten zu können. Die Verbindung von Bildern und Beurteilung der Funktion machen den besonderen Wert als Diagnostikmethode aus, aber auch in der Therapie, bei Schilddrüsenüberfunktion oder bestimmten Gelenkerkrankungen erweitert die Nuklearmedizin das Spektrum der Möglichkeiten.

Szintigraphie – Funktionsdiagnostik

Shunt-Szintigraphie

Der portosystemische Shunt ist eine kongenitale Verbindung zwischen dem Pfortadersystem und dem venösen Blutkreislauf. Durch Umgehung der Leber gelangen toxische Stoffe ungefiltert in den Körperkreislauf und führen unter anderem zu neurologischen Symptomen und zur Harnsteinbildung. Zum Nachweis als Screening-Methode können zunächst Gallensäuren gemessen und ein Ammoniumtoleranztest ausgeführt werden. Methode: Unter Ultraschallkontrolle erfolgt intrasplenale Injektion von Tc-99m. Dargestellt wird der Abtransport über die Milzvene in die Pfortader und dann entweder in die Leber oder zum Herz. Untersuchungsdauer circa 30 Minuten unter Sedation. Die Shunt-Szintigraphie gilt als die Standardmethode, um einen Shunt sicher nachweisen zu können: Denn es kann genau gemessen werden, wie viel Blut in die Leber oder an ihr vorbei fließt.

Skelett-Szintigraphie

Die Skelett-Szintigraphie ist ein hochsensitives Verfahren, um den Knochenstoffwechsel darzustellen. Der Knochen reagiert auf unterschiedliche Schädigungen immer mit einer osteoblastischen oder osteoklastischen Reaktion. Der röntgenologische Nachweis dieser Vorgänge gelingt erst bei einer Verminderung von mindestens 30 bis 50 Prozent des Kalksalzgehaltes. Deshalb kann mittels Szintigraphie häufig wesentlich früher eine Diagnose gestellt werden. Außerdem kann eine Aussage über die Aktivität im Röntgen gesehener Veränderungen getroffen werden.
Methode: Intravenöse Injektion von Tc-99-Phosphaten, 2-Phasen-Szintigraphie mit einer Frühphase fünf Minuten und einer Spätphase eineinhalb bis zwei Stunden nach Injektion. Sedation in der Frühphase, Intubationsnarkose für die Spätphase. Untersuchungsdauer gesamt drei Stunden.

Hochsensitive Methode bei

  • Lahmheit unklarer Genese oder unklarer Lokalisation 
  • Knochentumoren oder knöchernen Metastasen
  • Verdacht auf entzündliche Knochen- oder Gelenkveränderungen 

Nieren-Szintigraphie

Die Nierenfunktions-Szintigraphie ist eine nicht-invasive Methode zur Messung der globalen als auch der seitengetrennten glomerulären oder tubulären Filtrationsrate. Diese Methode trennt insbesondere in Grenzbereichen des Kreatininwertes zuverlässig zwischen pathologisch und normal und kann auch zur Verlaufsbeurteilung genutzt werden. Die seitengetrennte Funktion hat besondere Wichtigkeit vor operativen Eingriffen an der Niere. Zusätzlich kann eine Aussage über prä-, intra- oder postrenale Abflussstörungen gemacht werden.

Methode: Intravenöse Gabe von Tc-99m-DTPA (glomerulär) beziehungsweise MAG3 (tubulär) und sofortige Aufnahmen über 20 bis 30 Minuten. (Sedation oder Inhalationsnarkose) Die globale GFR ohne Seitentrennung und bildliche Darstellung kann ohne Sedation nach intravenöser Injektion und Blutentnahmen nach zwei und drei Stunden bestimmt werden.

Indikation und Stellenwert: Nierenfunktionsbestimmung bei

  • grenzwertiger oder diskrepanter Laborsituation
  • prä-operativ 
  • prä-, intra- oder postrenaler Abflussstörung

Schilddrüsen-Szintigraphie

Die Schilddrüsen-Szintigraphie ermöglicht es, das funktionale Schilddrüsengewebe darzustellen. Das Radiopharmakon Tc-99m wird analog zum natürlichen Jod in Schilddrüsengewebe aufgenommen aber nicht verstoffwechselt. Dadurch gelingt zusätzlich die Darstellung der Anatomie sowie ektopisch gelegenen Gewebes oder von Metastasen. Die Intensität der Aufnahme ist abhängig vom Ausmaß der Über- beziehungsweise Unterfunktion.

Methode: Intravenöse Gabe von TC-99m. Nach 20 Minuten Szintigraphie über 5 Minuten. 
(Sedation) Dauer: 30 Minuten

Indikation und Stellenwert:

  • Größe, Lage und Funktion der Schilddrüse bei Verdacht auf oder nachgewiesener Schilddrüsenüberfunktion.
  • Verdacht auf oder Nachweis von Schilddrüsentumoren oder Metastasen 
  • cervikale Tumoren unklarer Genese

Tumor-Szintigraphie

Tumore und Metastasen haben in der Regel eine deutlich erhöhte Zellteilung und erhöhte mitochondriale Aktivität. Tc-99m-MIBI, das normalerweise für die Myokard-Szintigraphie verwendet wird, hat sich auch als guter Marker in der Darstellung maligner Tumore erwiesen.

Methode: Intravenöse Gabe von Tc-99-MIBI und Ganzkörperszintigraphie nach einer und zwei Stunden. 
Inhalationsnarkose erforderlich. Dauer gesamt drei bis vier Stunden. Indikation: Primärtumorsuche (außerhalb des Skelettsystems), gegebenenfalls auch Metastasennachweis.

Sonstige Untersuchungsmethoden

  • Lungenperfusions-Szintigraphie
  • Myokardperfusions-Szintigraphie etc.


Radiojodtherapie – Behandlung der Hyperthyreose

Unsere Tierklinik zählt zu den wenigen ausgewählten in Deutschland, die die Radiojodtherapie bei Katzen anwenden dürfen. Die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) gilt als häufigste endokrine Erkrankung der Katze.

Symptomatik: Hyperaktivität, Gewichtsverlust bei gesteigertem Appetit, vermehrtes Trinken bei vermehrtem Harnabsatz, häufig auch intermittierendes Erbrechen und Durchfall, in einigen Fällen zudem Apathie. Diagnostik: Erhöhter T4-Wert, Ultraschall, im Zweifelsfall Schilddrüsen-Szintigraphie

Drei Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:

  1. Medikamentöse Therapie 
  2. Operation 
  3. Radiojodtherapie

Dauer und Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie sowie mögliche Komplikationen der Operation machen die Radiojodtherapie in den meisten Fällen zur Therapie der Wahl. Jod-131 reichert sich überwiegend in den hyperthyreot veränderten Arealen der Schilddrüse an. Die kurze Reichweite der Betastrahlung (circa 400 µm) führt zur lokalen Destruktion des adenomatös veränderten Gewebes, dabei werden Schilddrüsengewebe, Nebenschilddrüsen und Halsweichteile weitgehend ausgespart.

Aufgrund aktueller Strahlenschutzvorschriften und der Ausscheidung nicht thyreoidal gespeicherten Jods über die Nieren ist nach der Therapie ein stationärer Aufenthalt von zehn Tagen im Strahlenschutzbereich unserer Tierklinik erforderlich. Wesentliche Nebenwirkungen wurden bei der Radiojodtherapie bisher nicht beobachtet. Direkt praetherapeutisch wird ein Schilddrüsen-Szintigramm vorgenommen, um das Zielvolumen zu berechnen. Es ist daher für Diagnostik und Therapie lediglich eine kurze Sedierung erforderlich. Bei 95 Prozent der therapierten Katzen führt eine einmalige Radiojodtherapie zur Normalisierung der Schilddrüsenfunktion nach zwei bis drei Wochen.

Voraussetzungen zur Therapie:

  • manifeste Hyperthyreose 
  • keine infektiösen Begleiterkrankungen 
  • keine höhergradige Nierenfunktionsstörung
  • Absetzen der thyreostatischen Medikation eine Woche vor Therapie 

Ablauf

Therapietage: in Absprache mit Dr. Christian Franke. Ein Besuch der Katzen ist während dieser Zeit leider nicht möglich. Zwei Wochen nach Therapie ist eine Kontrolle der Schilddrüsenhormonwerte durch den überweisenden Tierarzt erforderlich. Nach Entlassung muss das Katzenstreu für zwei Wochen in einem speziellen Behälter gesammelt werden und anschließend ggf. in die Tierklinik zum weiteren Aufbewahren zurückgebracht werden. Genauere Instruktionen erhalten sie bei Aufnahme. Weitere Haustiere sind durch die Katzen nicht gefährdet, lediglich kleine Kinder und Schwangere sollten in dieser Zeit Abstand halten.

Radiosynoviorthese – Behandlung von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen

Die Behandlung entzündlicher Gelenkserkrankungen, die zu Lahmheit führen können, kann auch durch Anwendung ungefährlicher radioaktiver Substanzen erfolgen. Erfolg erzielt werden kann bei Vorliegen einer sogenannten Synovitis. Diese ist immer mit einem Gelenkserguss verbunden.

Bei Hunden mit einer Gelenkschwellung und einem nicht so hohen Arthrosegrad (I-II) haben auch sechs Monate nach der Behandlung 70 Prozent der Tiere deutlich weniger Beschwerden als zuvor, zeigen also eine geringere oder gar keine Lahmheit mehr (siehe Dissertation von Caroline Meyer, FU Berlin).

Nach einer Szintigraphie und Punktion des Gelenks erfolgt in leichtem Schlaf das Einspritzen in das betroffene Gelenk. Verwendet wird das Radiopharmakon Rhenium 186 in einer Dosis von 55MBq bis maximal 148 MBq, zusätzlich wird ein Kortisonpräparat injiziert. Die Hunde können nach der Behandlung sofort entlassen werden und erhalten nur für 24 Stunden einen kleinen Druckverband.

Unser Spezialist für Nuklearmedizin

Christian Franke - Facharzt

Christian Franke

Christian Franke Dr. med. Facharzt
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