Physiologischerweise werden die Zähne von einem weitestgehend bakterienfreien Schmelzoberhäutchen überzogen. Im Laufe der Evolution haben aber bestimmte Bakterien („Pionierbakterien“) gelernt sich an dieses zu heften. Dies führt zur Ansiedlung weiterer Keime. Sie bilden zusammen mit Speichelbestandteilen, Mundschleimhautzellen und Nahrungsresten den sogenannten Zahnbelag. Je dicker diese Plaques, desto mehr gewebsschädigende Keime bilden sich.
Nachfolgend lagern sich schnell verschiedene Mineralien aus dem Speichel ein. Zusammen mit dem Zahnbelag verbacken sie zu dem bekannten Zahnstein. Der Zahnstein ist Anheftungsgrundlage für weitere Bakterien. Diese bakterielle Besiedlung führt unweigerlich zu einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), diese verschwindet jedoch wieder sollte zum jetzigen Zeitpunkt eine professionelle Zahnreinigung erfolgen.
Schreitet die Entzündung weiter fort, wird der Zahnhalteapparat zerstört (Paradontitis). Ab diesem Punkt lässt sich nur noch ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern, die Wiederherstellung der Strukturen des gesunden Zahnhalteapparates ist unmöglich.
Abgesehen von der mitunter hochgradigen Schmerzhaftigkeit gefährdet eine Paradontitis die Gesundheit Ihrer Hunde und Katzen. Auch wenn die Entzündungsprozesse in den allermeisten Fällen lokal begrenzt bleiben, führen sie schnell zu pathologischen Frakturen des Kiefers, Beeinträchtigung des Geruchssinn, oronasalen Fisteln... Im schlimmsten Fall haben die Entzündungen eine lebensgefährliche Sepsis zur Folge.
Generell sollte bei unseren Haustieren – genau wie bei uns Menschen – eine tägliche Mund- und Zahnhygiene betrieben werden. Dabei bleibt regelmäßiges Zähneputzen mit Abstand die wirksamste Methode zur Beseitigung von Zahnbelag – und damit zur Vorbeugung von Zahnstein und Parodontalerkrankungen. Diese Maßnahme muss natürlich an die individuelle Kooperation des Tieres angepasst werden. Auch spezielle Zahngele, kauförderndes Futter oder spezielles Dentalfutter können zumindest unterstützen.
Am besten erfolgt eine professionelle Zahnreinigung sobald der erste Zahnstein ersichtlich ist. Die mineralisierten Zahnbeläge werden mit einem elektrischen Ultraschallreiniger oberhalb des Zahnfleisches und unterhalb des Zahnfleisches mit einer manuellen Kürettage in Narkose entfernt. Nach der Reinigung kann die Zahnoberfläche oberflächlich aufgeraut sein. Deshalb müssen die Zähne abschließend poliert werden, damit sich die vorhandenen Mikroorganismen schlechter anheften können.
Um die Keimbelastung zu reduzieren, spülen wir vor und nach jeder Zahnbehandlung die Maulhöhle unserer Patienten gründlich mit Chlorhexidin. Unter Umständen kann auch eine präoperative Antibiose sinnvoll oder gar notwendig sein.
Achtung: Bei fehlender Zahnpflege zu Hause ist im ungünstigen Fall bereits drei Monate nach einer professionellen Zahnreinigung die Ausgangssituation wieder erreicht.
Fazit: Eine dauerhafte Maul- und Zahngesundheit Ihres Tieres kann nur durch eine konsequente Maul- und Zahnhygiene zu Hause erreicht werden.